Vor 22 Jahren: Walbecks „trockener“ Zug

Nach Problemen mit betrunkenen Jugendlichen wollte der Heimat- und Verkehrsverein 1998 den Straßenkarneval zunächst absagen. Nach heftigen Protesten war das Alkoholverbot der Kompromiss. Das Konzept war erfolgreich Walbeck Die aktuelle Diskussion über ein Alkoholverbot bei den Karnevalszügen in Kapellen und Veert weckt bei vielen Walbeckern Erinnerungen. Denn so ganz neu ist dieses Thema für viele Spargeldörfler nicht, jedoch liegt diese Alkoholverbot-Diskussion schon fast eine ganze Generation zurück. Mit der Überschrift in der Rheinischen Post vom 10. Januar 1998: „Zuviel Betrunkene: kein Karnevalszug in Walbeck“, machte sich der Heimat- und Verkehrsverein als Veranstalter mit seinem damaligen Vorsitzenden Helmut Schopmans unten den Karnevalisten nur wenig Freunde. Denn der Walbecker Straßenkarneval hatte sich in den 1990er-Jahren zu einem großen Spektakel gemausert. Ein Jahr zuvor, im Jahre 1997, zogen über 30 Gruppen, acht Großwagen und viele originelle Handwagen der Nachbarschaften und Clubs durch das Dorf. Da musste sogar der Zugweg geändert werden, damit sich der närrische Lindwurm „nicht in den Schwanz biss“. Und nun das, gut sechs Wochen vor dem Umzugstermin die nüchterne Mitteilung des HVV Walbeck, dass der Zug nicht stattfinden sollte. Da war natürlich vorprogrammiert, dass die Wellen der Empörung bei den Walbecker Jeckenhochschlugen. Der Heimat- und Verkehrsverein geriet unter von allen Seiten gehörig Beschuss. Denn, so eine Umfrage der Rheinischen Post, war das Stimmungsbild bei der Bevölkerung eindeutig. Der Tenor: Der Zug darf wegen einiger weniger Jugendlicher, die beim Alkohol über die Stränge schlagen, nicht abgesagt werden. Verständlich waren auch die Gastwirte im Spargeldorf, die um ihre Einnahmen fürchteten, wenig begeistert und starteten eine Unterschriftensammlung für den Umzug. Das Thema fand dann schnell Einzug in die überregionale Presse, die Fernsehsender RTL und SAT-1 schickten Kamerateams, Pro und Kontra wurde in vielen Leserbriefen diskutiert. Auf einer sehr emotionsgeladenen Bürgerversammlung beugte sich schließlich der HVV dem Druck der Straße. Der Zug sollte, allerdings mit einigen Auflagen, dann doch ziehen. Als erster alkoholfreier Karnevalszug stand dieser unter besonderer Beobachtung, begleitet von einem WDR-Team der Lokalzeit Düsseldorf, die am Abend groß berichteten. Es blieb tatsächlich alles ruhig, wie der Einsatzleiter des Deutschen Rotes Kreuzes bestätigte. „Wir hatten in Walbeck keinen Einsatz. Alles war ruhig“. Eine Konsequenz hat der Heimat- und Verkehrsverein aus den damaligen Ereignissen gezogen. Der Karnevalszug, der im Jahr darauf wieder unter normalen Bedienungen ebenfalls reibungslos rollte, findet inzwischen alle zwei Jahre statt und das, wie auch in diesem Jahr, ohne besondere Auflagen. „Wir hoffen natürlich, dass sich aufgrund der Auflagen in Veert und Kapellen das Problem nicht nach Walbeck verlagert. Hier feiert Jung und Alt immer sehr familiär zusammen, allerdings verlagern sich das Feiern nach dem Zug schnell in die Gaststätten. Da haben wir in diesem Jahr unsere Securite-Dienste verstärkt“, meinte Heinrich Hacks, Vorsitzender des Heimat und Verkehrsvereins. In diesem Jahr steht aufgrund von Umbauarbeiten der Saal Gaststätte „Zur Friedenseiche“ nicht zur Verfügung, gefeiert wird gleich nebenan im „Haus Eyckmann“.