So kam der Spargelgrenadier ins Spargeldorf

Die Geschichte des Spargelgrenadier

Jahrzehnte zierte eine schmucke Fahne mit der Karikatur eines rheinischen Bürgersoldaten, der statt einen Vorderlader eine überdimensionale Spargelstange präsentiert, die Fassade der ehemaligen Traditionsgaststätte „Haus Schopmans“ in Walbeck und hieß Besucher und Einheimische willkommen. Als „Spargelgrenadier“ hat dieser Zinnsoldat mit dem leichten Bauchansatz und dem ominösen Bärtchen längst örtliche Berühmtheit erlangt und ist als Symbol in der Werbung für den Walbecker Spargel vielfach präsent. Sein Konterfei schmückt Postkarten, die längst zu begehrten Sammelobjekten geworden sind. Es gibt am Ortseingang aufgestellte Tafeln mit der Aufschrift „Willkommen im Spargeldorf“, Werbeprospekte, Aufkleber, Kugelschreiber und vieles mehr. Sogar in Schneekugeln hat er als Repräsentant des „Spargeldorfes Walbeck“ Aufnahme gefunden. Würde man in Walbeck eine Umfrage machen, nur die wenigsten wüssten, wie der „Spargelgrenadier“ ins Spargeldorf „einmarschiert“ ist. Das liegt nun auch schon fast 90 Jahre zurück und zu verdanken haben es die Walbecker ihrem Heimat- und Mundartdichter Jakob Schopmans (1892-1977), der auch lange Zeit Besitzer einer bekannten Gaststätte war. Er war es nämlich, der 1931 als Ausdruck des Dankes für die Übersendung Walbecker Spargels von seinem rheinischen Dichterkollegen Joseph van Lauff die Karikatur des Spargelsoldaten erhielt. Die Zeichnung trägt den Vermerk „1000 Dank! Herzlichst g. (grüßt) v. (on) Lauff“. In einem Beitrag der „Niederrheinischen Landeszeitung vom 18. Mai 1935 war zu lesen: „Muss ihm diese Götterspeise vom Niederrhein gemundet haben, dass er zur Feder griff und nicht nur dieses eine reizvolle Bildchen, sondern gleich mehrere humorvolle Karikaturen zum Lobe des Walbecker Spargels zu Papier brachte.“ Josef von Lauff hat viele Zeichnungen von seinen zahlreichen Niederrheinromanfiguren und seinen Moselmärchen angefertigt. Dazu gehört auch eine Zeichnung aus dem Jahre 1928 mit der Aufschrift „Kommt eine „Brixius“ (Moselwein) daher, dann heißt es: „Präsentiert‘s Gewehr!“. Diese Karikatur eines Bürgergardisten mit üppigem Bauchansatz und ebenfalls versehen mit einem Bärtchen, gemalt in grellen Farben, weist eine frappierende Ähnlichkeit mit dem „Spargelgrenadier“ von 1931 auf. Beide Karikaturen beziehen sich aber auf leibliche Genüsse, die eine ist ein Lob auf den Moselwein, die andere auf den Spargel. Die Walbecker haben schon frühzeitig den mit einer Spargelstange präsentierenden rheinischen Bürgerwehrsoldaten auf Karten überall dorthin verschickt, wo sie Abnehmer für ihr Edelgemüse fanden. Zum Beispiel nach Krefeld, wo die Bilder in Kinos als Reklame gezeigt wurden. Dies war insofern bemerkenswert, da dies alles geschah, ohne die Einwilligung der Witwe von Joseph von Lauff als geistige Eigentümerin der Werke ihres Mannes einzuholen. Seit 2013 besitzt die Spargelbaugenossenschaft Walbeck den Markenschutz der Europäischen Union, verbunden mit der Erweiterung des Spargelanbaugebietes. Mit dem „Spargelgrenadier“ wird allerdings nicht geworben, doch die Kultfigur ist nach wie vor im Spargeldorf vielerorts präsent. Als im Jahre 2000 die Interessengemeinschaft „Walbeck Aktiv“ den Spargelumzug wieder neu ins Leben rief, hatten einige Herren bei einem launigen Skatabend die zündende Idee, der Spargelprinzessin den Spargelgrenadier zur Seite zu stellen. Was aus einer Bierlaune heraus geboren wurde, hat auch heute noch im 20. Jahr der Spargelprinzessin Bestand und ist neben all den Wein- oder Blumenprinzessinnen ein echter Hingucker bei jedem Auftritt. Der erste Spargelgrenadier war Peter Cox mit Prinzessin Erika Allofs, seid nunmehr 13 Jahren ist Heinz-Josef Heyer ein ständiger Begleiter der Dorfschönheiten. „Es macht mir immer noch Spaß, nur werden die Prinzessinnen immer jünger und ich immer älter.“ so der nimmermüde Walbecker „Spargelgrenadier“ Heinz-Josef Heyer. Waren es vor einigen Jahren noch eine überschaubare Anzahl von Terminen, so hat sich dies inzwischen auf rund 100 Auftritte summiert. Aber es lohnt sich und macht allen Beteiligten immer noch viel Freude, trifft man mitunter doch auch recht prominente und auch interessierte Menschen. So musste im letzten Jahr, als der Spargelgrenadier mit seiner damaligen Spargelprinzessin Marina beim Katholikentag in Münster zu Gast war, Heinz-Josef Heyer Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und seiner Fau Elke Büdenbender Antwort und Rede stehen, die ein besonderes Interesse an dem rheinischen Bürgersoldaten hatten.