"Markt Stube" bald ohne Katarina

Seit 1985 ver­sorg­te Ka­ta­ri­na Ba­bic ih­re Gäs­te im Im­biss „Markt­stu­be Wal­beck“ mit Pom­mes, Schnit­zel und Hähn­chen. VON KLAUS SCHOP­MANS Ei­ne Metz­ge­rei am Markt, dar­an kön­nen sich nur noch die äl­te­ren Wal­be­cker er­in­nern. Es ist in­zwi­schen auch schon 50 Jah­re her, als sich der da­ma­li­ge Be­sit­zer Wal­ter Ten­haef mit sei­ner Frau Bri­git­te da­zu ent­schloss, den Metz­ger­la­den zu schlie­ßen und dort die „Markt­stu­be“ zu er­öff­nen. Schon da­mals, bei der Er­öff­nung im April 1969, wa­ren im An­ge­bot Bal­kan­spe­zia­li­tä­ten und Hähn­chen vom Grill. Es war das ers­te Re­stau­rant die­ser Art im Spar­geldorf, das in den fol­gen­den Jah­ren von meh­re­ren Päch­tern be­trie­ben wur­de. Da gab es in den An­fangs­jah­ren noch die gro­ße Tü­te Pom­mes-Schran­ke für 30-10-10 Pfen­ni­ge und den Senf, wer es moch­te, gra­tis da­zu. Im Lau­fe der Jahr­zehn­te hat sich vie­les ver­än­dert, und da­für steht auch der Na­me der jet­zi­gen Be­sit­ze­rin, Ka­ta­ri­na Ba­bic. 1979 kam sie aus dem ehe­ma­li­gen Ju­go­sla­wi­en nach Deutsch­land und führ­te mit ih­rem da­ma­li­gen Freund die Gast­stät­te „Drei Mus­ke­tie­re“ in Keve­la­er, sam­mel­te dort schon Er­fah­run­gen in der Gas­tro­no­mie. Als sie dann im Jahr 1985 als Päch­te­rin die „Markt­stu­be Wal­beck“ über­nahm, war es zu­nächst kein leich­ter Start. Das lag al­ler­dings mehr an ih­rem Vor­päch­ter Mi­lan N., der in ei­ner Nacht- und Ne­bel­ak­ti­on das Spar­geldorf in Rich­tung hei­mat­li­ches Ju­go­sla­wi­en ver­las­sen, da­bei al­ler­dings ei­nen Hau­fen Schul­den bei ei­ni­gen Wal­be­cker Ge­schäfts­leu­ten hin­ter­las­sen hat­te. Das hat­te in Wal­beck schnell sei­ne Run­de ge­macht und war na­tür­lich Dorf­ge­sprächs­the­ma Num­mer 1. „In der ers­ten Zeit muss­te ich al­le Lie­fe­run­gen bar be­zah­len, das hat sich aber dann doch schnell ge­ge­ben“, so die da­mals 30-jäh­ri­ge Jung­un­ter­neh­me­rin. Die Wal­be­cker Be­völ­ke­rung hat­te sie in­des schnell ins Herz ge­schlos­sen und bot ihr auch Hil­fe an. „Da kam auch Wal­becks da­ma­li­ger Orts­vor­ste­her Hel­mut Schop­mans und bot mir bei Pro­ble­men Hil­fe an, al­le wa­ren da­mals hilfs­be­reit und nett“, er­in­nert sich Ka­ta­ri­na Ba­bic. Aber es hat­te na­tür­lich auch sei­ne Grün­de, war­um Ka­ta­ri­na bei den Wal­be­ckern schnell so be­liebt wur­de. Blieb mal die hei­mi­sche Kü­che kalt, speis­te man ger­ne bei ihr oder man nahm die Pom­mes ein­fach mit nach Hau­se. Ih­re net­te und freund­li­che Art, im­mer Zeit für ein kur­zes Pläusch­chen, auch wenn es stres­sig war, das moch­ten die Kun­den an ihr. Pro­ble­me hat­te die Päch­te­rin in den Markt­stu­ben nie, auch wenn mal die Ju­gend in ih­ren Räum­lich­kei­ten et­was lau­ter kra­keel­te. „Ich ha­be dann ge­fragt, ob die schlecht hö­ren, und schon war Ru­he“, mein­te Ka­ta­ri­na, die dann auch durch­aus re­so­lut auf­trat. Was sich schnell rum­sprach, war die gu­te Qua­li­tät der zu­be­rei­te­ten Spei­sen, und das ist über die Jahr­zehn­te bis auf den heu­ti­gen Tag noch so. Schnell hat­te es sich über die Gren­zen des Spar­geldor­fes hin­aus her­um­ge­spro­chen, so kam die Kund­schaft dann auch aus den Nach­bar­ge­mein­den und aus den Nie­der­lan­den. Am Markt fühlt sich „Kat“, wie sie von den Wal­be­ckern auch schon mal ge­nannt wird, be­son­ders wohl. „Wir ha­ben hier ei­ne tol­le und hilfs­be­rei­te Nach­bar­schaft, die war und ist mei­ne Er­satz­fa­mi­lie.“ Aus ih­rer ei­ge­nen Fa­mi­lie steht ihr die neun Jah­re jün­ge­re Schwes­ter Ve­ra Sa­bo­lic zur Sei­te, seit 17 Jah­ren ist sie die zwei­te Kraft in den Markt­stu­ben. Nun ist am En­de des Mo­nats end­gül­tig Schluss für die 65-Jäh­ri­ge. Dann geht es zu­rück nach Kroa­ti­en, wo sie im Haus ih­rer Toch­ter und den zwei En­kel­kin­dern woh­nen wird. Mit neun Ge­schwis­tern ist sie dort auf­ge­wach­sen. Wenn Ka­tha­ri­na Ba­bic nun vom Ab­schied aus Wal­beck spricht, merkt man ihr an, dass das Spar­geldorf ihr zur Hei­mat ge­wor­den ist. „Ich ge­he mit zwei wei­nen­den Au­gen, freue mich aber auch auf die neue Zeit, wo ich viel rei­sen kann und si­cher noch oft in Wal­beck vor­bei­schau­en wer­de, wenn mich das Heim­weh packt. Ur­laub ha­be ich in den vie­len Jah­ren ja nur we­nig ge­macht.“ Wenn Ka­ta­ri­na nun am kom­men­den Sams­tag um 15 Uhr zum letz­ten Mal die Tür der Markt­stu­ben öff­net, wer­den nicht nur vie­le Wal­be­cker zum Ab­schied kom­men und die Räum­lich­kei­ten aus al­len Näh­ten plat­zen. Ein klei­ner Trost bleibt, denn die „Markt­stu­be“ bleibt den Wal­be­ckern er­hal­ten, auch wenn vie­le ih­re „Kat“ hin­ter der The­ke ver­mis­sen wer­den. Ab dem 1. De­zem­ber blei­ben die Tü­ren erst ein­mal ver­schlos­sen, bis vor­aus­sicht­lich Mit­te Fe­bru­ar. Un­ter der neu­en Be­trei­be­rin Dea­na Thei­ler aus Keve­la­er steht ei­ne kom­plet­te Re­no­vie­rung be­vor, die Mark­stu­be wird sich dann mit ei­nem neu­en Ge­sicht prä­sen­tie­ren. Doch ein ver­trau­tes Ge­sicht wird blei­ben, denn Ka­ta­ri­nas Schwes­ter Ve­ra wird auch un­ter der neu­en Füh­rung wie ge­wohnt le­cke­re Pom­mes, Schnit­zel und Co. ser­vie­ren