Hermann Deckers – ein Ausnahmetalent

Der Walbecker hat kürzlich seinen 80. Geburtstag gefeiert und sicher auch auf seine sportlichen Erfolge zurückgeblickt. Gründe dafür gibt es auf jeden Fall. Im Kreis Kleve war er in vielen Sportarten aktiv – besonders im Tischtennis.

Von Klaus Schopmans

GELDERN Ursprünglich kommt Hermann Deckers, der kürzlich seinen 80. Geburtstag gefeiert hat, aus einer Fußballer-Familie. Sein Vater Willi und dessen Brüder Theo und Hermann waren in den 1920er-Jahren Stützen im Team des SV Walbeck. Fußballspielen konnte auch Hermann Deckers, der immer ein wenig schneller war als seine Gegenspieler. Doch seine große Leidenschaft für das Tischtennis wurde schon in seiner Kindheit geweckt, als er zur Erstkommunion einen Schläger geschenkt bekam. Er merkte bald, dass auch die kleinen Bälle ihm aufs Wort gehorchten. Schon mit 15 Jahren verstand er es meisterlich, sein Talent in klingende Münze umzusetzen. Jeden Sonntagnachmittag schob er im Saalbau seines Elternhauses einige Biertische zu einer provisorischen Platte zusammen, spannte ein Netz und lud alles, was in derWalbecker Tischtennis- Welt Rang und Namen hatte, zu einem Herausforderungsturnier ein. Gegen ein Startgeld von fünf Pfennig durfte jeder, der sich stark genug fühlte, einen Satz gegen das Supertalent bestreiten. Im Falle eines Sieges, was selten genug vorkam, erhielt der Herausforderer einen sogenannten Schnuppi im Gegenwert von einem Pfennig. Mit einer gut gefüllten Sonntagskasse avancierte Hermann Deckers gleichsam zum ersten „Tischtennisprofi“ auf Walbecker Boden. Hermann Deckers sportliche Vita aber nur auf den Tischtennissport zu reduzieren, wird dem Allroundtalent nicht gerecht. „Alle Sportarten habe ich gleichermaßen gerne gemacht. Einen Lieblingssport gab es da eigentlich nicht“, sagt der 80-Jährige rückblickend. So stand er schon 1963 bei den Aufstiegsspielen zur Bezirksklasse beim SV Walbeck gegen Alemania Pfalzdorf auf dem Platz, schoss beim 3:1-Hinspielsieg zwei Tore und beim legendären 10:1 im Rückspiel in Pfalzdorf sogar drei Treffer. Lange war er aber nicht für seinen Heimatverein aktiv auf dem Platz. Er heuerte bei den Sportfreunden Broekhuysen als Spielertrainer an, wechselte anschließend für jeweils zwei Jahre in gleicher Funktion zu Arminia Kapellen und zum FC Aldekerk. Erst in den 1970er-Jahren kehrte er zu den Fußballern des SV Walbeck zurück und spielte dort noch lange in der zweiten Mannschaft. Auch als Volleyball- Trainer war der Allrounder 30 Jahre lang beim TV Sevelen als Trainer der Frauenmannschaft aktiv. Beim Kreissportbund leitete Hermann Deckers 25 Jahre lang als Skilehrer die Fahrten in die Schweizer Alpen und war auch an Pilotprojekten des KSB in Russland beteiligt. Montags und freitags wurde mittags die Walbecker Tischtennis-Jugend trainiert, abends ging es zum Volleyball-Training zum TV Sevelen. Dienstags und donnerstags stand wieder Tischtennis und abends Fußball-Training auf dem Programm. Als wenn das noch nicht genug wäre, gab Hermann Deckers mittwochs dann Übungsleiterlehrgänge. Als Sportlehrer an der Anne-Frank-Schule in Geldern waren die Vormittage dann auch noch mit Sportunterricht gefüllt. Seine größten Erfolge feierte Hermann Deckers aber im Tischtennis. Als Student der Sporthochschule in München spielte er beim PSV Augsburg und schaffte den Aufstieg in die Bundesliga. Nebenbei gewann er mit seinen Sportkommilitonen in der 4x200-Meter-Staffel die bayrische Meisterschaft – und das in Rekordzeit. Zurück in Walbeck war er maßgeblich am Aufstieg der 1965 gegründeten Tischtennis-Abteilung beteiligt, sowohl als Spieler wie auch als Trainer. Mit ihm erfuhr die erste Mannschaft eine rasante Entwicklung. Sie eilte von Aufstieg zu Aufstieg und schaffte im Jahr 1980 mit einem Doppelaufstieg den Sprung von der Bezirks- in die Verbandsliga. Als Trainer formte er aus den vielen Walbecker Talenten Spieler, die auch in überregionalen Ligen Erfolge feiern konnten. Hermann Deckers selbst errang einige Kreismeister- Titel und stand auch bei der Wahl des Sportler des Jahres ganz oben auf dem Treppchen.

„In der Woche gab es keinen einzigen Tag ohne Sport“ Hermann Deckers sportlicher Allrounder

An einen besonderen Kreismeister- Titel im Tischtennis erinnert sich Hermann Deckers mit einem Schmunzeln. „Es war wohl 1963 und ich hatte mich sonntags im Doppel und Einzel für das Endspiel qualifiziert. Vorher musste ich aber noch mit der ersten Mannschaft des SV Walbeck in Kellen Fußballspielen. Als ich in der Kevelaerer Halle ankam, war es für das Doppel zu spät. Unglücklicherweise habe ich vor dem Einzel auf meine Brille getreten. Ein Glas ging kaputt, ich musste quasi einäugig antreten, bin aber trotzdem Kreismeister geworden.“ Dem Tischtennis blieb er am längsten verbunden. Im stolzen Alter von 76 Jahren hatte sich der sportliche Tausendsassa noch einmal zu einem Comeback in der Landesliga entschlossen, als ältester Spieler Deutschlands in dieser Liga. „Ich wollte unserer ersten Mannschaft helfen, und zumindest noch einmal ein Einzel gewinnen.“ Gesagt, getan: Im Spiel bei Union Kevelaer- Wetten stellte sich der rüstige „Tischtennis-Opa“ an die Platte und erkämpfte prompt einen 3:2-Erfolg gegen Daniel Treeker. Die Zeit für solche Experimente sind für den nun 80 Jahre alt gewordenen Hermann Deckers, der auch viele Jahre als Tischtennis-Berichterstatter der Rheinischen Post tätig war, nun natürlich vorbei. Er lässt es ruhiger angehen, fährt jeden Morgen mit seinem Fahrrad und seiner Hündin Ella durch die niederrheinischen und holländischen Naturgebiete. „Durch die Fahrradtouren habe ich eigentlich jetzt erst erlebt, wie schön es hier am Niederrhein ist“, sagt Hermann Deckers.