Als Klaus Allofs in Walbeck Tore schoss

Der Bundesliga-Star war als Kind in den Ferien stets bei Tante Leni in Walbeck. Eintrittskarte in die Dorfgemeinschaft war der Fußball. RP-Mitarbeiter Klaus Schopmans erinnert sich an Spiele auf dem Bolzplatz und verlorene Minigolf-Duelle.

 

 

GELDERN Sieht man einmal von den Düsseldorfer Feinschmeckern ab, die schon in den 1960er-Jahren zur Spargelzeit Walbeck besuchten, so lagen damals zwischen der Landeshauptstadt und dem Dorf Welten.Der Bundesliga-Star war als Kind in den Ferien stets bei Tante Leni in Walbeck. Eintrittskarte in die Dorfgemeinschaft war der Fußball. RP-Mitarbeiter Klaus Schopmans erinnert sich an Spiele auf dem Bolzplatz und verlorene Minigolf-Duelle. Erinnert man sich allerdings an alte Fußball-Zeiten, so hatten zwei populäre Düsseldorfer in ihrer Kindheit schon eine enge Beziehung zu Walbeck. Die Rede ist von Klaus und Thomas Allofs. Unsere gemeinsame Kinder- und Jugendzeit verbrachten wir, wie viele andere, auf dem Land, meistens an der frischen Luft, immer unterwegs. Niemand wusste, wo wir gerade waren. Wann die beiden Jungs aus Düsseldorf zum ersten Mal in Walbeck auftauchten, daran kann ich mich nicht erinnern. Sie waren einfach da, der Klaus und der Thomas. Und sie hatten die gleiche Leidenschaft wie die Dorfjungs. Fußball stand im Mittelpunkt und war die Eintrittskarte, um schnell in die Dorfgemeinschaft aufgenommen zu werden. In Walbeck fanden die Allofs- Brüder, die später Bundesliga- Geschichte schrieben, schnell ihre zweite Heimat. Sie sind sozusagen eine echte Mischung aus Düsseldorfer und Walbecker Blut. Denn ihre Mutter war„en echWalbecks Mädje“. Ihr Vater Franz, von den Walbeckern nur „Bubi“ gerufen, spielte in den Nachkriegsjahren im Ortsverein. Ein versierter Fußball-Techniker, den sein Vater in diesen Jahren von Düsseldorf nach Kevelaer zuVerwandten „aufs Land“ geschickt hatte, damit er dort „etwas Speck auf die Rippen“ bekam. „Da haben sich meine Eltern wohl bei einem der vielen Dorffeste kennengelernt“, sagt Klaus Allofs. Mutter Maria spielte als flinke Läuferin in der Frauen-Handballmannschaft des SV Walbeck, bei dem ihre Brüder aktiv Fußball spielten. Vor allem ihr Bruder Hermann, im Fußball-Kreis Kleve/ Geldern als „Base Man“ weithin bekannt, war in den 1950er-Jahren als Abwehrrecke und Strafstoßspezialist gefürchtet. Als die Zeiten sich besserten, zog der junge Franz Allofs wieder nach Düsseldorf, wo er sein „Mädchen“ aus dem Spargeldorf heiratete. Im Dezember 1956 wurde ihr Sohn Klaus, gut zwei Jahre später Thomas geboren. Der Kontakt zu den Verwandten nach Walbeck brach nie ab, schon im frühen Kindesalter hieß es „Landverschickung“ für die Allofs-Brüder. Klaus Allofs erinnert sich: „Wir waren in allen Schulferien bei unserer Tante Leni, der Schwester meiner Mutter. Sie war unverheiratet und hat uns total verwöhnt, das war für uns ein zweites Zuhause.“ Langeweile war für uns Kinder damals ein Fremdwort. Schnell freundete ich mich mit Klaus an. Sein Onkel Johannes betrieb im Ort die Gaststätte Zum Mühlenhof mit landwirtschaftlichem Betrieb. Meine Eltern waren zu der Zeit Inhaber der Gaststätte Zur Friedenseiche, zu der ein großer Saal gehörte. Letzterer war auch ein idealer Tummelplatz für uns Kinder. An erster Stelle stand natürlich den ganzen Tag Fußballspielen, nur unterbrochen vom Mittagessen. Nach Hause ging es bei Einbruch der Dunkelheit. Auf drei Bolzplätzen wurde gespielt, im Ort, auf einer Waldlichtung und auf der Heide im tiefen Sand. „Die Heide war nichts für Techniker, da haben wir uns unsere Kondition geholt“, erzählt Klaus Allofs. War das Wetter mal schlecht, ging es zum Onkel in die Scheune oder in unseren großen Saal. Dort haben wir Fußball und Tischtennis gespielt oder gekegelt. „Wir waren sehr kreativ in dieser Zeit, haben bei Fünfkampf-Wettbewerben Urkunden verteilt und natürlich auch Dinge gemacht, die nicht erlaubt waren“, sagt Klaus Allofs. In der Gaststätte stand auch ein Geldspielautomat, in dem so mancher Groschen unseres kargen Taschengeldes verschwand. Mit den Jahren blieb uns das außergewöhnliche Talent unseres Düsseldorfer Freundes natürlich nicht verborgen. Konnten wir den Ball gerade zehn Mal auf dem Fuß jonglieren, gelang dies Klaus Allofs an die hundert Mal. Wenn auf dem Sportplatz Mannschaften gewählt wurden, stand Klaus, der immer vor Ehrgeiz sprühte, ganz oben auf der Auswahlliste. Inzwischen spielten wir im Verein Fußball. Mit acht Jahren ging‘s los, eine F-Jugend oder Bambini gab es damals noch nicht. Doch mit viel Bolzplatz-Erfahrung gelang der Übergang zum Fußball im Verein problemlos. Im Teenager-Alter fuhren wir gerne ins benachbarte niederländische Arcen zum Minigolf, wo wir schnell feststellen mussten, dass Klaus Allofs auch besser mit den kleinen Bällen umgehen konnte und wir gegen ihn nie wirklich eine Chance hatten. Gespannt waren wir immer, wenn Klaus seine Musikkassetten mitbrachte. Die Musik, die er hörte, war für uns zunächst ein wenig gewöhnungsbedürftig. „Ich stand damals schon auf progressive Musik – wie beispielsweise die von Jethro Tull, deren Konzerte ich später auch besucht habe“, sagt Klaus Allofs, der damit auch meinen Musikgeschmack beeinflusst hat. Auf meine Frage, ob sein Leben anders verlaufen wäre, wenn sich seine Eltern für einen Verbleib in Walbeck entschieden hätten, hat Klaus Allofs eine klare Antwort. „Ganz bestimmt. Die Chance, auf dem Land entdeckt zu werden, war damals, als Coaching und Spielerbeobachtung kaum ausgeprägt waren, ganz gering. Als ich damals vom TuS Gerresheim zur Fortuna wechselte, hatte ich Glück, dass das Trainingsgelände nur vier Straßenbahn-Haltestellen entfernt war. Meine Eltern hätten mich nicht fahren können, wir hatten kein Auto.“ Mit dem Wechsel zu Fortuna Düsseldorf begann der kometenhafte Aufstieg von Klaus Allofs zum Nationalspieler bis hin zum Manager. Das wurde natürlich auch in Walbeck mit großem Interesse zur Kenntnis genommen – und hier besonders von den Fans im Mühlenhof, wo Onkel Johannes hinter dem Tresen stand. Als Klaus Allofs bei der Europameisterschaft 1980 beim 3:2- Sieg der Nationalmannschaft gegen die Niederlande alle drei Tore erzielt hatte, waren sie im Dorf stolz auf „osse Klaus“. Der Kontakt zu seiner zweiten Heimat war für Klaus Allofs, der derzeit Vorstandsmitglied bei Fortuna Düsseldorf ist, immer wichtig. Oft besucht er mit seiner Frau Ute die Gaststätte seines Onkels, die jetzt sein Cousin Markus Brauwers führt, der auch ein exzellenter Fußballer war. „Der Kontakt nach Walbeck ist mir wichtig. Ich habe ihn in den vergangenen Jahren wieder intensiviert. So habe ich mit allen Cousins und Cousinen eine mehrtätige Niederrhein-Tour unternommen“, sagt Klaus Allofs. Wir – Klaus und ich – wollen auch noch einmal gemeinsam auf den Pfaden unserer Jugend wandeln. Dann geht’s auf alle Fälle zum Minigolf nach Arcen, wo ich noch eine Rechnung offen habe.

Zu den Fotos:
1. Klaus Allofs (links) in den 1960er-Jahren auf einem Bolzplatz in Walbeck mit seinen Spielkameraden Ludger Schopmans, Barthel Eyckmann und Klaus Schopmans (von links)
2.Thomas (l.) und Klaus Allofs (r.) in den 1990er-Jahren bei einem Prominenten- Spiel im Gelderlandstadion mit Cousin Markus Brauwers
3.Ferien in Walbeck: Klaus Allofs (links) mit Ludger (Mitte) und Klaus Schopmans sowie deren Schwester Gabi im Hintergrund
4.Wiedersehen in Walbeck: Klaus Allofs und RP-Mitarbeiter Klaus Schopmans